Ortschaftskunde, — R.-B. Hildesheim.
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recht eigentlich die Hauptstadt des Oberharzes, ist der Sitz des Ober-Bergamts und anderer
Bergbehördeu. hier blühen die Bergakademie, die Bergschule und andere Bildungs-
anstalten für Forst- und Grubenbetrieb. Die Bewohner der Bergstädte haben viele Ein-
nahmen durch die Fremden, die hier Sommerfrischen oder Heilstätten suchen, namentlich
St. Andreasberg, dessen oberes Ende mit 650 in die höchste Ortslage im Harze er-
reicht. Den Andreasbergern bringt die Zucht der Kanarienvögel jährlich über 100000.//
Reingewinn, gegen 35000 Stück werden jährlich verkauft, und die „Harzer Roller"
wandern weithin übers Meer.
Am Harzrande: Lauterberg, an der Oder, vielbesuchter Heilort mit Kaltwasser-
Heilanstalt. In der Nähe der schöne Wiesenbecker Teich und die Trümmer des im
7jährigen Kriege von den Franzosen zerstörten Schlosses Scharzsels. ■— Herzberg, St.
vor dem malerischen Sieberthale, hat ein schöngelegenes Schloß. — In Osterode
befindet sich das Kornmagazin, aus dem die Bergleute des Oberharzes zu möglichst bil-
ligen Preisen Korn empfangen. Die Stadt, die im 15. Jahrh. der Hansa angehörte,
blüht jetzt durch Gewerbfleiß in Wollen- und Leinenwaren und durch ergiebige Gips-
brüche und ist sehr anmutig gelegen (Heines „Moosrose im Grün"). 6921 E.
6. Grafschaft Honstein und Amt Elbingerode, erstere ganz, letz-
teres nahezu von fremdem Gebiete eingeschlossen.
Die Grafschaft H. führt ihren Namen von der Burg Houstein, dem Sitze eines
mächtigen, jetzt längst erloschenen Grafengeschlechts. Die Burg wurde im 30jährigen
Kriege zerstört, aber bedeutende Überreste sind vorhanden. — Ilfeld ist bekannt durch
seine Klosterschule (Gymnasialklassen von Tertia bis Prima), die sich seit 1546 aus
einem Prämonstratenser-Kloster entwickelt hat. — Elbingerode, an der Scheide vom
Ober- und Unterharz, 460 in hoch, im 11. Jahrh. von Transalbingiern aus Holstein
gegründet, liegt im Gebiete des Brauneisensteins, der in Rothehütte in großartigen Werken
verhüttet wird.
e. Fürstentum (Bistum) Hildes heim, n.w. vom Harz. Das Bistum
wurde 1803 säkularisiert (d. h. in weltliches Gebiet verwandelt), 1815 mit
Hannover vereinigt.
An der Leine: Alfeld, St. in prächtiger Lage an den Sieben Bergen. Das
Rathaus in der Renaissance-Bauweise') ist im 16. Jahrh. vollendet. Große Papierfabrik,
die weitbekannte Reichesche Tierhandlung. — Elze wurde 796 von Karl d. Gr. zum
Sitz eines Bistums ausersehen, bald jedoch trat Hildesheim an seine Stelle. — Nord-
stemmen, Eisenbahnknotenpunkt. Jenseits der Leine auf dem Schulenburger Berge das
unter Georg V. erbaute gotische Schloß Marienburg.
Gebiet der Innerste und Harzrand. Hildesheim, von Ludwig dem Frommen
im Anfange des 9. Jahrh. zum Sitz eines Bischofs erhoben, ist noch jetzt Hauptort des
gleichn. Sprengels; von den 38977 E. sind jedoch fast ^lutherisch. Durch kunstsinnige
Bischöfe, namentlich den heiligen Bernward (993—1022), wurde H. mit einer Fülle der
schönsten romanischen2) Kirchen ausgestattet, dazu gehören die Godehardt- und die
Michaeliskirche und der Dom mit der Christus- und der (unechten) Jrmensänle und dem
300jährigen Rosenstocke. Von der Blüte des Bürgertums im 15. und 16. Jahrh. zeugen
das Rathaus und zahlreiche wohlerhaltene Privathäuser, die in der Renaissance-Bauweise
ans Holz erbaut sind, darunter ist das (frühere) Knochenhauer-Amthaus das fehens-
werteste. So heißt Hildesheim mit Recht „das Nürnberg des Nordens". Die auf-
blühenden Gewerbe verwerten namentlich die landwirtschaftlichen Erzeugnisse der wohl-
habenden Umgegend. — In Bezug auf öffentliche und Privatbauten ist der Bischofsstadt
1) Diese lehnt sich an die Bauweise des klassische» Altertums an. Sie blühte
namentlich im. 16. Jahrh. nach der gotischen zur Zeit der „Wiedergeburt" (Renaissance)
durch Künste und Wissenschaften. S. auch Bild S. 57.
2) Rundbogen-Banweife, die vor der gotischen in W.-Europa herrschte (f. S. 54).
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Extrahierte Personennamen: Andreasberg Karl_d Karl Georg_V. Ludwig_dem_Frommen Ludwig Bernward_(
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Hannover,
Technische Hochschule zu Hannover.
Köbelinger Straße.
Im Vordergründe der im venetianischen Palast-Stile erbaute, neue Teil, im Hintergrunde ein Stück des
gotischen Teiles aus dem 15. Jahrhundert.
Marktkirche (aus dem 14. Jahrh.) und altes Rathaus zu Hannover (f. S. 39).
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3. Das Ostfälische ober Leine-Bergland.
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Kreiensen, braunschweigisch, Kreuzungspunkt der Bahnen Hannover-Cassel und
Magdeburg - Holzminden-Cöln. — Gandersheim (3), braunschweigische Stadt im
tiefen Tale der Bande, durch das die Bahn von Kreiensen nach Seesen führt- ehemals
Abtei mit dem berühmten Nonnenkloster, das 881 vom Herzog Otto dem Erlauchten
aus dem noch älteren Brunshausen hierher verlegt wurde und in dem Roswitha ihre
lateinischen Epen und Schauspiele dichtete. Die schöne romanische Stiftskirche stammt
aus dem 12. Iahrh.
c) Nördlich von der Straße, die von Groß- und Klein-Freden nach Lam-
springe (Ursprung der Lamme) führt, der Sackwald mit den Trümmern der
Winzenburg, d. i. vielleicht Winfriedsburg, und als Fortsetzung derselben Kette
nördlich von Alfeld die nach N umbiegenden Sieben Berge.
In Freden und Lamspringe blüht die Glasfabrikation und -schleiferei (Spiegel-
glas). In Lamspringe ein ehemaliges großes Benediktinerinnen-Kloster. Die Gruppe
der Sieben Berge bildet ein Kreidehochland, dessen durch Ausnagung ausgezackte
Ränder sieben Einzelberge gegen das Leinetal vorschieben. Diese „Sieben Brüder"
stellen, in eine Reihe geordnet und oben abgeplattet, das wirkungsvollste Bergstück des
Leinelandes dar. Der höchste ist mit 394 m der Tafelberg. Vor ihnen in anmutiger
Lage Alfeld (6). Das Rathaus in der Renaissance-Bauweise ^ wurde im 16. Iahrh.
vollendet. Große Papierfabrik, die weitbekannte Reichesche Tierhandlung.
d) Nordöstlich davon mehrere nordöstlich streichende Bergzüge, die unter
dem Namen Hildesheimer Berge zusammengefaßt werden.
Dieses bunt gewürfelte Bergland wird entwässert durch die Innerste, die an
seinem nordwestlichen Ende bei Sarstedt in die Leine mündet. Seine verschlungenen
Ketten umschließen manchen Talgau, dessen Lehmboden sich höchster Fruchtbarkeit
rühmen kann. In einem dieser Talkessel beim braunschweigischen Flecken Lutter
am Barenberge, wurde 1626 das Heer Christians Iv. von Dänemark von Tilly
ereilt und, durch die Engpässe gehemmt, fast vernichtet. — Die Leine verläßt das Berg-
land beim Bahnknotenpunkte Nordstemmen in einer Landschaft, die geziert wird
durch das unter Georg V. auf dem Schulenburger Berge links des Flusses erbaute
gotische Schloß Marienburg. Etwas oberhalb links des Flusses Elze; 796 von Karl d. Gr
zum Sitze eines Bistums ausersehen, mußte es bald vor Hildesheim zurücktreten.
Dort zweigt die Bahn durch die Coppenbrügge? Senke nach Hameln ab.
Im No wird das Hildesheimer Bergland wallartig gegen das Tiefland
abgeschlossen durch eine lange Kette, die aus der Nähe von Goslar über die Senke
von Salzgitter und südlich an Hildesheim vorüber bis fast nach Sarstedt läuft.
Hildesheim (50), von Ludwig dem Frommen im Anfange des 9. Iahrh. zum
Sitz eines Bischofs erhoben, ist noch jetzt Hauptort des gleichnamigen Sprengeis; die
Bewohner der Stadt sind jedoch überwiegend evangelisch. Durch kunstsinnige Bischöfe,
namentlich den heiligen Bernward (993—1622), wurde Hildesheim mit einer Fülle
der schönsten romanischen Kirchen ausgestattet, dazu gehören die Godehardi- und die
Michaeliskirche und der Dom mit der Christus- und der (unechten) Irmensäule und
dem „1666jährigen" Rosenstocke. Bon der Blüte des Bürgertums im 15. und 16. Iahrh.
zeugen das Rathaus 2 und zahlreiche wohlerhaltene Privathäuser, die in der Renaissance-
Bauweise aus Holz erbaut sind, darunter ist das (frühere) Knochenhauer-Amthaus
1 Diese lehnt sich an die Bauweise des klassischen Altertums an. Sie blühte
namentlich im 16. Iahrh. nach der gotischen zur Zeit der „Wiedergeburt" (Renaissance)
durch Künste und Wissenschaften. Bor den Spitzbogen des gotischen Stils (s. S. 73)
herrschte der Rundbogen des romanischen (s. S. 72 und 74).
2 Siehe Bilderanhang S. 75.
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Extrahierte Personennamen: Otto Roswitha Christians Dänemark_von_Tilly Georg_V. Karl_d Karl Ludwig_dem_Frommen Ludwig Iahrh Bernward_(
Goslar. — Braunschweig.
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22. Der Marktplatz zu Goslar. Das gotische Rathaus im Hintergrunde, das noch Bauteile
romanischen Stiles birgt, entstammt dem 15. Jahrhundert, ebenso das jetzige Hotel Kaiserworth,
ehemals das gunfthaus der Gewandschneider. Die bronzene Brunnenschale, gekrönt vom Reichsadler,
dem Wappenzeichen der Reichsstadt, ist im 13. Jahrhundert gegossen worden. Noch älter ist die
Marktkirche, deren Turm hinter dem Rathause hervorragt.
23. Gotisches Altstadt-Rathaus zu Braunschweig mit vorspringender Laube und durch-
brochenen Giebeln. 1350 begonnen? im 15. Jahrhundert vollendet.
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26. Der Altstädter Markt zu Hildesheim bietet ein fesselndes Bild von einheitlicher Schönheit aus der Zeit des Überganges vom Mittelalter in die
Neuzeit. Der Kern des gotischen Rathauses ist um die Mitte des 15. Jahrhunderts entstanden und hat dann mancherlei Zubauten und Veränderungen erfahren.
Das sogenannte „Tempelherrenhaus" rechts mit eigenartiger spätgotischer Schauseite war ein Patrizierhaus aus derselben Zeit. Das Wedekindsche Haus, weiter
rechts, ist ein Fachwerkbau der Renaissance, bis in die Giebel hinauf mit Schnitzwerk reich verziert.
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Hannover.
27. Das neue, im Jahre 1913 vollendete Rathaus zu Hannover. Das Außere ist aus graugelbem
Haustein aufgemauert, die 129 m lange Südseite spiegelt sich im Teiche des Maschparkes. Die gold-
strahlende Bekrönung der Kuppel überragt mit 97,67 m sämtliche Türme der Stadt.
28. Das alte Rathaus zu Hannover. Gotischer Backsteinbau aus dem 14. Jahrhundert. Das
Bild zeigt vom alten Gebäude nur den Giebelbau hinten links mit einer Laube. Der Mittelbau im
venezianischen Palaststil ist im Is. Jahrhundert eingefügt worden. Die gotische Marktkirche im Hinter-
gründe ist 1350 begonnen, ihr Turm mißt 95,5 m.
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Lüneburg. — Naturschutzpark am Wilseder Berge. 67
10. Lüneburg. Der „Sand" zu Lüneburg, eingefaßt von alten Backsteinbauten mit Treppengiebeln,
hochragenden Ziegeldächern und Beischlägen. Irrt Hintergrunde die gotische St. Iohanneskirche, deren
ebenfalls aus Backsteinen errichteter Turm dem der Marktkirche zu Hannover ähne't.
11. Aus dem Naturschutzpark am Wilseder Berge. Weg aus dem Totengrunde, durch den
die Leichen nach dem Friedhofe zu Bispingen befördert wurden.
(Aufnahme von Ww. Noelle, Hof-Photograph in Böttingen.)
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Fränkische Hofanlage. — Kaiserhaus in (Boslar.
Wohnhaus. Dungstätte, Taubenhaus, Scheuer. Stall.
20. Fränkische Hofanlage.
Hauskapelle. Verbindungsgang. Kaisersaal. Nördlicher Anbau.
Kaiserbleek.
21. Das Kaiserhaus zu Goslar. Der älteste erhaltene weltliche Bau der deutschen Kaiserzeit,
von Kaiser Heinrich Iii. errichtet, im 19. Jahrhundert wiederhergestellt.
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Extrahierte Personennamen: Scheuer Heinrich_Iii Heinrich
24 Die wiederhergestellte Burg Dankwarderode in Braunschweig mit dem Verbindungsgange
nach dem Dome. Rechts der bronzene Löwe, 1166 errichtet.
25. Romanischer Dom zu Braunschweig, gegründet 1173. In der Mitte die Grabstätte des Gründers,
Heinrichs des Löwen, und seiner Gemahlin Mathilde. (Phot. Kgl. Preutz. Meßbildanstalt, Berlin.)
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